Das verflixte Ding mit der Selbstliebe
Selbstliebe – ein Begriff, der in aller Munde ist, aber was genau bedeutet er eigentlich? Viele reden darüber, doch für viele bleibt es ein schwer fassbares Konzept. Was genau ist Selbstliebe, und wie erreicht man sie?
Selbstliebe bedeutet, sich selbst so anzunehmen und zu lieben, wie man ist – mit all seinen Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten. Es heißt, sich nicht nur in den guten Momenten zu schätzen, sondern auch dann, wenn man mit Unsicherheiten oder vermeintlichen Makeln kämpft. Selbstliebe bedeutet, authentisch zu sein, sich nicht zu verstellen und sich nicht für das zu schämen, was man liebt – sei es die Musik, die man hört, oder die Hobbys, die man pflegt. Es ist das tiefe Bewusstsein: Ich bin ich, und das ist gut so.
Aber Selbstliebe ist auch mehr als das. Es bedeutet, dass man sich selbst das geben kann, was man oft von anderen erwartet – Anerkennung, Fürsorge und Geborgenheit. Statt darauf zu hoffen, dass andere einem das Gefühl von Wert und Liebe schenken, beginnt man, diese Bedürfnisse selbst zu stillen.
Der Weg zur Selbstliebe
Doch wie kommt man dahin? Viele Menschen kennen das Gefühl, plötzlich Einsamkeit zu spüren, wenn sie alleine sind. Das ist oft das innere Kind, das nach Aufmerksamkeit ruft – der Teil von uns, der sich nach Liebe sehnt, weil er sich vernachlässigt fühlt. Dieser Aspekt in uns tritt oft dann hervor, wenn wir verletzt sind, uns zurückgewiesen fühlen oder in unser Ego verfallen. In solchen Momenten zeigt sich unser inneres Kind oft in Form von Trotz, Wut oder emotionalen Ausbrüchen, ähnlich wie ein Kind, das im Sandkasten sitzt und mit der Schaufel um sich schlägt, weil es sich missverstanden oder vernachlässigt fühlt.
Das innere Kind versteht in solchen Momenten oft nicht, dass es nicht allein ist oder dass die Person, nach deren Zuwendung es sich sehnt, nicht aus böser Absicht abwesend ist. Es braucht in diesen Augenblicken Zuwendung – und diese Zuwendung können wir uns selbst geben.
In Kontakt mit dem inneren Kind treten
Der Schlüssel zur Selbstliebe liegt darin, das innere Kind zu pflegen und ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht. Anstatt sich in den Momenten der Einsamkeit oder des Mangels zu verlieren, kann man innehalten und sich bewusst Zeit nehmen, um dieses Bedürfnis in sich zu erkennen und zu stillen.
Ein möglicher Weg, um das zu tun, ist die Meditation. Durch Meditation kann man einen tiefen Zugang zu sich selbst finden. Man kann sich in die Stille begeben, in sich hineinhören und die Gefühle, die hochkommen, bewusst aushalten und durchleben. Oft hilft es, sich das innere Kind vorzustellen – jenes kleine, verletzte oder einsame Kind, das in uns sitzt und nach Liebe ruft.
Ich stelle mir in solchen Momenten vor, dass ich dieses Kind in den Arm nehme, ihm die Liebe schenke, die es gerade braucht, und ihm erkläre, warum die äußere Situation vielleicht gerade nicht so ist, wie es sich das Kind wünscht. Wenn das Kind wütend ist, erkläre ich ihm, dass der Mensch, von dem es geliebt werden will, gerade beschäftigt ist, aber bestimmt bald zurückkommt. Bis dahin kann ich ihm die Zuwendung geben, die es braucht.
Der Effekt von Selbstfürsorge
Nach solchen Momenten der Selbstfürsorge verschwindet oft das unangenehme Gefühl. Man fühlt sich glücklicher und ausgeglichener. Es ist ein Prozess, der Zeit und Übung erfordert, aber je öfter man sich um sein inneres Kind kümmert, desto mehr wächst die Selbstliebe. Man lernt, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist, und erkennt, dass es nicht notwendig ist, sich für andere zu verbiegen. Es wird klar, dass das Leben viel angenehmer ist, wenn man authentisch bleibt und seine eigenen Bedürfnisse ernst nimmt.
Selbstliebe ist letztlich der Schlüssel zu einem erfüllteren Leben. Sie hilft, das innere Gleichgewicht zu finden, und führt dazu, dass man sich selbst auf einer tieferen Ebene kennenlernt. Mit jeder Begegnung mit dem inneren Kind wächst das Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und die Fähigkeit, sich selbst mit all seinen Ecken und Kanten zu lieben.