Jeder Mensch trägt beide Anteile in sich – den männlichen und den weiblichen Aspekt. Diese inneren Anteile beeinflussen unser Verhalten, unsere Interessen und unsere Persönlichkeit. Sie sind nicht starr oder festgelegt, sondern vielfältig und unterschiedlich stark ausgeprägt. Oft ist ein Anteil dominanter als der andere, aber beide tragen wesentlich dazu bei, wer wir sind und wie wir uns in der Welt bewegen.

Der männliche Anteil
Für manche zeigt sich der männliche Aspekt deutlicher in praktischen, handwerklichen oder eher rationalen Interessen. So kann jemand eine große Freude daran haben, an technischen Dingen zu arbeiten, zu basteln und zu tüfteln. Das Gefühl, etwas mit den Händen zu schaffen oder zu reparieren, kann ein starkes Bedürfnis sein. Oft geht damit auch eine Vorliebe für grobe, praktische Kleidung einher, die mehr auf Funktionalität als auf Ästhetik ausgerichtet ist. Ein Blaumann wird dann zum Lieblingsoutfit, der Geruch von Schmieröl und Fett zu etwas, das positive Assoziationen weckt.

Dieser männliche Aspekt zeigt sich auch in einer gewissen Robustheit und Gelassenheit gegenüber äußerlichen Dingen. Wenn es ums Äußere geht, ist es oft egal, ob die Haare verknotet sind oder ob die Kleidung perfekt sitzt. Stattdessen stehen Bequemlichkeit und Funktion im Vordergrund. Es geht um das Machen, das Anpacken, und die äußere Erscheinung ist dabei oft nebensächlich. Auch der Genuss von „deftigen“ Dingen – sei es beim Essen oder in Gesellschaft – ist ein Ausdruck dieses männlichen Anteils. Dinge, die laut, wild oder körperlich sind, gehören ebenso dazu, wie das gelegentliche Zelebrieren von rauen Manieren.

Der männliche Anteil zeigt sich aber nicht nur in der Lust am Tun und im körperlichen Ausdruck, sondern auch in einem inneren Drang, für andere einzustehen, besonders in schwierigen Situationen. Ob es darum geht, mutig jemanden zu verteidigen oder Verantwortung zu übernehmen, der männliche Aspekt kommt zum Vorschein, wenn Schutz, Entschlossenheit und Stärke gefragt sind.

Der weibliche Anteil
Der weibliche Anteil hingegen kann sich in der Freude an Schönheit, Kreativität und Fürsorglichkeit zeigen. Für viele drückt sich dieser Aspekt in der Liebe zum Detail aus – sei es beim Schminken, der Kleidung oder der Art und Weise, wie man sich um andere kümmert. Es gibt Tage, an denen dieser weibliche Anteil die Oberhand gewinnt und man stundenlang im Kleiderschrank steht, Outfits anprobiert und sich für einen besonderen Anlass schick macht. Die Freude daran, sich schön zu fühlen, etwas Feines zu tragen und es perfekt abzustimmen, gehört zu diesem Aspekt.

Auch in der Liebe zum Backen, Kochen und der Pflege anderer zeigt sich der weibliche Anteil. Das Lächeln eines Freundes, der einen selbstgebackenen Kuchen genießt, oder das Gefühl, gebraucht zu werden, wenn man sich um Kinder kümmert, ist für viele ein Ausdruck des weiblichen Prinzips. Es geht darum, eine Verbindung zu schaffen, Wärme und Geborgenheit zu geben, und das Wohl anderer im Blick zu haben.

In der weiblichen Energie schwingt oft eine tiefe Fürsorglichkeit mit, die sich nicht nur im Umgang mit anderen zeigt, sondern auch in den Beziehungen zu Freundinnen oder in ruhigen, intimen Momenten. Ein Treffen mit Freundinnen, bei dem über Gott und die Welt gesprochen wird, oder das Teilen von Gefühlen und Gedanken, ist ein Ausdruck dieses Aspekts. Die Fähigkeit, emotional auf andere einzugehen, ist eine Stärke des weiblichen Anteils.

Die Balance finden
Es geht nicht darum, dass einer dieser Anteile besser oder wichtiger ist als der andere. Vielmehr besteht die Kunst darin, beide Aspekte in sich zu erkennen und eine Balance zu finden. Es ist okay, wenn der eine Anteil stärker ausgeprägt ist – das macht uns individuell. Die Herausforderung und gleichzeitig das Geschenk besteht darin, beide Seiten zu schätzen und ihnen Raum zu geben.

Manchmal ist es wichtig, die männliche Seite auszuleben – stark, mutig und pragmatisch zu sein. In anderen Momenten darf die weibliche Seite zum Vorschein kommen – weich, fürsorglich und kreativ. Beide Anteile ergänzen sich und machen uns zu dem, was wir sind: komplexe, facettenreiche Wesen, die sowohl die Fähigkeit haben, hart zu arbeiten und zu kämpfen, als auch zu pflegen, zu verbinden und zu genießen.